Es hat gekracht! Der MSV Duisburg hat ein schwerwiegendes Problem in der Kurve. Die offenkundig rechtsgerichtete Fangruppe „Division“ verübte einen regelrechten Überfall auf die antirassistische „Kohorte“.
Augenzeugen berichten über die erschreckende Brutalität, mit der die Angreifer, die sich selbst der Hooligan-Szene zuordnen, vorgegangen sind. Auch vor Frauen oder am Boden liegenden Personen sollen die Schläger keinen Halt gemacht haben. Fast schon bemerkenswert, dass es „nur“ bei Prellungen, angebrochenen Rippen und ausgeschlagenen Zähnen blieb.
Auch wenn die Angreifer das nur zu gern vertuschen wollen: Es geht in Duisburg zumindest auch um eine politische Auseinandersetzung. Die „Division“ macht aus ihrer Gesinnung kaum einen Hehl. Unter den Angreifern sollen auch Mitglieder der Neonazi-Organisationen „Nationaler Widerstand Duisburg“ und der gleichnamigen, inzwischen verbotenen Gruppierung aus Dortmund mitgewirkt haben. Verbindungen etwa zu den stramm rechten Dortmunder Hooligan-Gruppierungen „Frontline“ und „Northside“ traten in der Vergangenheit immer wieder zu Tage.
Die „Kohorte“, macht sich ihrerseits für Antirassismus und eine „bunte Kurve“ stark. Gerade diese politische Haltung hatte aber für Streit in der Szene gesorgt, die sich in weiten Teilen als bewusst unpolitisch darstellt. Zumindest was das Stadioninnere angeht.
Textzeile aus der Band „Kategorie C“. Die Gruppe wird dem rechten bis rechtsextremen Spektrum zugeordnet, bezeichnet sich selbst jedoch als „unpolitisch“. Sänger Hannes Ostendorf war 1991 an einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft beteiligt.
Etwa die „Proud Generation“ lässt durchblicken, dass ein „gesunder Pöbelfaktor“ zum Fußball dazugehöre. Offenbar war auch über Inhalt und Ziel dieser Auswüchse innerhalb der Kurve aber in den letzten Jahren Immer wieder gestritten worden. Dass selbst unterschiedliches Liedgut ein Streitthema gewesen wäre, wird von Seiten der Angreifer zwar behauptet, die „Kohorte“ hält diese Argumentation allerdings für vorgeschoben.
Sicher ist: Auslöser der Gewalt war ein Spruchband, auf dem sich die „Kohorte“ mit den Braunschweiger Ultras „UB01“ solidarisierte. Diese sind nach mehreren Auseinandersetzungen mit rechtsgerichteten Braunschweiger Fangruppierungen schließlich vom Verein mit einem Stadionverbot belegt worden.
Die „Proud Generation Duisburg“, die dem Vorfall unmittelbar beiwohnte, erkennt darin vor allem einen Verstoß gegen einen erst kürzlich erarbeiteten Kompromiss. Im Streit um die Kultur innerhalb der Fankurve habe man sich mit der „Kohorte“ darauf geeinigt, politische Statements im Stadion zu unterlassen. Ferner habe man sich generell nicht in die Belange fremder Kurven einzumischen.
Während die „PGDU“ von einem „Runden Tisch“ berichtet, dürfte das Gespräch allerdings mehr oder weniger unverhohlene Drohungen zum Inhalt gehabt haben. Das lässt zumindest die "Kohorte" durchblicken, die sich zuletzt immer größerem Druck ausgesetzt sah, mit der offenbar gewollten Eskalation am Samstag als vorläufigem Höhepunkt. Wie es nun weiter geht, wie sich die Kurve möglicherweise sogar wieder zusammenraufen soll, ist derzeit unklar. Sich allein auf politische Neutralität zu berufen, dürfte dem MSV nach diesem Samstag nicht mehr möglich sein. Der Verein rief vor dem Spiel zu Toleranz auf und sieht sich nun der Aufgabe verpflichtet, selbst für diese einzustehen. Absichtsbekundungen reichen dabei offenbar nicht mehr aus.
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